Lagebericht - humanitäre Transporte in die Ukraine

Eine Reise nach Czernowitz

von Karl-Wilhelm Steuernagel

Eine Reise nach Czernowitz, ukrainisch Tscherniwzi, beginnt in der eigenen Bibliothek. Kaum eine Provinzstadt hat so viele Dichter und Denker hervorgebracht wie die alte Hauptstadt der Bukowina: Die Lyriker Paul Celan und Rose Ausländer, auch der berühmte Biochemiker und Essayist Erwin Chargaff wurden hier geboren, die Schriftsteller Karl Emil Franzos und Mihail Eminescu sowie der Psychoanalytiker Wilhelm Reich gingen hier zur Schule. Nicht umsonst wird die Stadt am Pruth als „Stadt der toten Dichter“ bezeichnet.

Die Stadt im Südwesten des Landes ist ein Mythos, eine untergegangene Welt. Deren einstige Atmosphäre, geprägt von der Mischung aus vielen unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, findet sich heute vor allem in Büchern, Erzählungen und Gedichten, in denen auch eine Art Nostalgie liegt. Und das, obwohl die Mauern der Stadt den Sturm des Zweiten Weltkriegs überwiegend unzerstört überdauert haben.


Vom Provinznest zur multiethnischen Großstadt

In der Nacht ist auch Czernowitz nur spärlich beleuchtet, doch beim Stadtspaziergang am nächsten Morgen ist diese Düsternis verflogen. Czernowitz trägt ein überraschend farbenprächtiges Kleid, seine Altstadt mit ihren pastellfarbenen Häusern präsentiert sich herausgeputzt, aufgeräumt und fröhlich.

Schon im frühen 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, erlebte Czernowitz seine Blüte in den Jahrzehnten vor dem Untergang der Habsburgermonarchie. Bis zum Jahr 1774, als die Bukowina in den Wirren eines russisch-türkischen Krieges von österreichischen Truppen besetzt wurde, war Czernowitz, das aus einer morastigen Straße und 200 armseligen Holzhütten bestand, kaum mehr als eine Maut- und Raststation.

Fahrtberichte 

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